Deutsche Bank & Allianz verteidigen Handel mit Agrar-Rohstoffen

Lebensmittelspekulationen-


Die Deutsche Bank sowie der Versicherungskonzern Allianz wollen am aktiven Handel am Lebensmittel- bzw. Agrarmarkt festhalten und lösen dadurch heftige Diskussionen in der Politik und Verbraucherschutzorganisationen aus. Bis dato „fehlten die Beweise für die Schädlichkeit von Lebensmittelspekulationen“.

Allianz sieht Vorteile für Erzeuger der Agrarprodukte

Börsenhandel
Umstrittener Börsenhandel mit Lebensmittel

Das Ansehen der Banken ist in der Öffentlichkeit auf einen historischen Tiefpunkt gesunken und die Geldhäuser scheinen noch immer alles Mögliche zu unternehmen, um dies auf langfristige Sicht beizubehalten. Wiederholt kommen bereits in der Vergangenheit getätigte teils illegale Geschäfte ans Tageslicht, die entweder von der Staatsanwaltschaft oder von den Bankenaufsichten der einzelnen Länder verfolgt werden. Libor-Skandal, Euribor-Skandal, Geldwäsche, Steuerhinterziehung über den Handel mit Emissions-Zertifikate und die Umgehung von verhängten Sanktionen sind einige Beispiele die derzeit auf der Tagesordnung stehen.

Es sollte daher nicht verwunderlich sein, wenn auf das Thema Spekulationen auf Lebensmittel und Rohstoffe besonders sensibel und kontrovers reagiert wird. Die Deutsche Bank sowie die Allianz bekräftigten jüngst ihr Festhalten am sehr umstrittenen Handel mit Papieren für weltweite Lebensmittel und -rohstoffe. Die Politik sieht die Aktivitäten mit Skepsis und aus den Reihen der Verbraucherorganisationen hagelt es Kritiken.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) erwartete lt. Handelsblatt (Mittwochsausgabe) einen klar gezogenen Trennstrich zwischen „verantwortungsvollen Investitionen, die hilfreich sind im Kampf gegen den Hunger, und Transaktionen, die Preisschwankungen weltweit verstärken können“. In den Augen der Landwirtschaftsministerin hätten derartige Geschäfte auf den Märkten für Agrarrohstoffe nichts zu suchen und spricht den Händlern jegliches Gespür und Verantwortungsbewusstsein ab, wenn vor dem Hintergrund von beinahe 900 Millionen weltweit hungernden Menschen keinen Unterschied macht.

Die Deutsche Bank beendet jedoch die Aussetzung von Neugeschäften im Handel von Agrarprodukten und gab lt. rp-online.de (Dienstag) am vergangenen Samstag bekannt, dass sie „im Interesse ihrer Kunden“ auch in Zukunft Finanzanlagen auf Produkte der Agrarwirtschaft anbieten werde. Es wäre auch nach einer umfassenden Prüfung kein Nachweis gefunden worden, dass die Preisentwicklungen aufgrund durch die Spekulationen beeinflusst würden.

Mit dieser Erklärung gibt sich die Verbraucherorganisation Foodwatch nicht zufrieden und verlangte die Umkehr der Beweispflicht. Demnach forderte Foodwatch lt. rp-online den Nachweis der Unschädlichkeit der Finanzprodukte durch die Banken und nicht die Einforderung von Belegen der Hungernden. „Die Deutsche Bank sollte schon nachweisen können, dass ihre Produkte unschädlich sind“, forderte Thilo Bode, Geschäftsführer von Foodwatch.

Für die Allianz wäre es sogar wichtig, „dass Investoren wie wir am Markt bleiben“, so ein Sprecher. Die Anleger wären an beständigen und langfristigen Erträgen interessiert und deshalb wird Allianz an den derzeit drei gehandelten Fonds im Gesamtvolumen von rund sechs Milliarden Euro festhalten. Bauern könnten sich durch den Handel mit Terminverträgen zu günstigeren Prämien gegen Preisschwankungen bei unterschiedlichen Ernten absichern, so der Standpunkt der Allianz.

Niemand will etwas Genaues wissen

Fest steht lediglich, dass zwei völlig gegensätzliche Standpunkte aufeinander prallen. Die aktiven Investoren verteidigen ihre Aktivitäten und schreiben den Bauern sogar noch Vorteile durch den Finanzhandel mit Agrarrohstoffen zu, während Verbraucherorganisationen Sturm laufen.

Ökonomen hätten lt. Zeit.de (Dienstag) bereits Untersuchungen angestellt und kämen zum Schluss, dass Einiges gegen einen Einfluss auf die Agraprodukt-Preise spräche. Die Investitionen in Agrar-Indexfonds wären für die starken Preisausschläge gar nicht verantwortlich.

Dennoch fällt es sehr schwer zu glauben, dass der Handel mit Agrar-Rohstoffen keinen Einfluss auf deren Preise, zu Lasten der Erzeuger und der Verbraucher ausübte. Auch ohne die teils undurchdringlichen Handelswege zwischen Ackerboden, Transport, Börse, Abnehmer, Industrie und Verbraucher verstehen zu müssen, müsste alleine die Zwischenschaltung eines Händlers, der auf Gewinnmaximierung für sich und seine Anlage-Kunden spezialisiert ist, den Preis automatisch nach oben treiben. Immerhin lassen sich Nahrungsmittel nicht wie Geldnoten einfach innerhalb einer kurzen Zeit beliebig vermehren. Eine „Wertschöpfung“ muss daher aus einem steigenden Preis gewonnen werden.

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