EZB-Ratssitzung: Das Schicksal des 500-Euro-Scheins
Am Mittwoch wird die Europäische Zentralbank (EZB) während ihrer Ratssitzung über das Schicksal des 500-Euro-Geldscheins entscheiden. Die Befürworter sehen den Kampf gegen Terror und Verbrechen um einen Schritt weiter, die schärfsten Kritiker die vollständige Entmündigung und Überwachung der Bevölkerung um einen Schritt näher.
Überblick
Die Berfürworter werden sich gegen Kritiker durchsetzen

Voraussichtlich am frühen Nachmittag wird EZB-Chef Mario Draghi an die Mikrofone treten und die Ergebnisse der heutigen EZB-Ratssitzung verkünden. Die Geldpolitik rund um Zinsen und Kapitalschwemme dürfte ausnahmsweise zur Nebensache werden. Im Mittelpunkt steht dafür die Zukunft des 500-Euro-Scheines.
Eigentlich ist die Abschaffung des 500-ers schon eine beschlossene Angelegenheit, so wie Handelsblatt herausgefunden haben will. Es ginge nur noch darum, wie der Papierschein mit der großen Notierung am schnellsten und günstigsten aus dem Verkehr gezogen werden könne. Dass die Anzahl der 500-Euro-Scheine schon seit Monaten schrumpft, hatte Welt am Sonntag (01.05.16) anhand der Daten der Deutschen Bundesbank festgestellt.
Es liegt auf der Hand, dass die EZB den lila Schein angesichts der „gewichtigen“ politischen Fürsprecher aus dem Verkehr ziehen wird. Schon vor gut 2 Jahren stimmte sich die Notenbank mit den Thesen der „Terrorbekämpfung“ ein. Er stellte die Abschaffung des großen Euro-Scheines in Aussicht. Die Fürsprecher stellen voran, dass der 500-Euro-Schein vor allem für die Finanzierung des Terrors und illegalen Geschäften des organisierten Verbrechens Verwendung finde. EZB-Chef Mario Draghi wies inzwischen selbst auf den „Missbrauch“ hin und erklärte den 500-er als ein „Instrument für illegale Aktivitäten“. Die Eurogruppe (Finanzminister der Euro-Mitgliedsländer) erwartet eine baldige Abschaffung.
Die Kritiker werden regelmäßig übertönt
Für die Kritiker steht der Einzug des 500-Euro-Scheins als erster Schritt von nachfolgenden Einschränkungen des Bargeldverkehrs. Begleitet wird die Abschaffung des Geldscheins von einer in Berlin geforderten Beschränkung des Bargeldtransfers auf max. 5.000 Euro sowie die von zahlreichen Finanzmarkt-sympathisierenden Ökonomen geforderte Abschaffung des Bargeldes. Bargeld sei „umständlich, zu teuer und erleichtert die Aktivitäten der Kriminellen“, so deren Tenor. Dass aber die großen Beträge der „steuerscheuen“ Unternehmen und zwielichten Gestalten kaum per Geldschein und Koffer auf eines der Karibik-Inseln landen, sondern per äußerst verwinkelten Überweisungs-Wegen, wird großzügig übersehen.
Eine Bargeldabschaffung ermöglicht die vollständige Kontrolle des Kontoinhabers und seinen Finanzen. Der gefürchtete Banken-Run ist ohne Bargeld ausgeschlossen, selbst nach großzügiger Ankündigung der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) geforderter 10%-igen Abgabe, damit die Staatshaushalte und ihre Schulden wenigstens wieder den Stand von vor der Bankenkrise erreichten.
Für den neuen Präsidenten des Münchner ifo-Instituts, Clemens Fuest, wäre die Abschaffung des 500-ers ein Fehler, sieht aber die Folgen weitaus „pragmatischer“: „Die Abschaffung der 500-Euro-Scheine untergräbt das Vertrauen in die EZB. Es muss der Eindruck entstehen, dass der Hauptgrund der Abschaffung das Ziel ist, die Zinsen weiter in den negativen Bereich zu bringen“. Damit erklärte der ifo-Chef indirekt, dass vor allem die Sparer die Leidtragenden sein werden.