ESM-Anleihen: Sichere Profite und nur scheinbare Risiken?
Der dauerhafte Rettungsschirm ESM steht kurz vor der Ausgabe der ersten Anleihen. Investoren können sich an den „Risiken“ und Profiten durch die Euro-Krisenländern beteiligen. Doch am Ende wird es immer nur der Steuerzahler sein, der das Risiko ganz alleine trägt.
Für Großinvestoren wird es bei ESM-Anleihen wohl nur eine Einbahnstraße für Gewinne geben
Überblick
Regling wirbt aktiv für die ESM-Anleihen – Investoren gesucht
Wer Ängste gegen den Euro schürt, handelt „verantwortungslos und unbegründet“, so Klaus Regling, Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), im Interview mit Handelsblatt (Freitagsausgabe). Der ESM-Chef zielte auf einige Euro-Mitgliedsländer im Norden der Währungsgemeinschaft. Die Risiken und Kosten für die Rettung der Einheitswährung müssten angemessen beurteilt werden. Die Sorgen der deutschen Bürger seien zwar verständlich, da Deutschland mit 150 Milliarden Euro bisher den größten Anteil für die Euro-Rettung leistete, aber die Milliarden seien nicht weg, so Regling. Es ginge um Garantien, um Kredite und Anteile am ESM. In den nächsten Jahren würde wieder alles zurück gezahlt werden. Der Bundeshaushalt sei durch die Kosten bisher kaum belastet worden.
Offensichtlich hofft Regling auf die Investitionsbereitschaft zahlreicher Anleger, die starkes Interesse an die erste Tranche der ESM-Anleihen zeigten. Die erste „Auflage“ der Anleihen soll ein Volumen von mehreren Milliarden Euro umfassen und drei Jahre Laufzeit aufweisen. Der ESM-Chef war lt. Handelsblatt die vergangene Woche auf Werbetour, um die ESM-Anleihen für Investoren schmackhaft zu machen.
Ein wichtiger Bestandteil des ESM sei das Einlage-Kapital in Höhe von 700 Milliarden Euro bei einer gleichzeitigen Begrenzung der möglichen vergebenen Kredite auf 500 Milliarden Euro. Nach Reglings Ansicht sei dieser Puffer ausschlaggebend, dass der ESM noch sicherer sei als der EFSF. Investoren würden eine noch höhere Sicherheit durch den voraussichtlich bis April 2014 erreichten Kapitalstock in Höhe von 80 Millionen Euro erhalten.
Die bereits aus dem ESM vergebenen Kredite erreichen bereits 46 Milliarden Euro. Das Geld ging an Spanien aufgrund der geplatzten Immobilienblase sowie Zypern. Sollten weitere Euro-Länder Hilfskredite beantragen, werden diese künftig aus dem ESM bedient. Der (eigentlich) vorübergehend eingerichtete Hilfsfonds EFSF vergab insg. 192 Milliarden Euro an Portugal, Irland und Griechenland. Die Hilfsmilliarden sind als Kredite deklariert und die letzte Rate ist im Jahr 2046 fällig.
Die Brüsseler Trickkiste wird für minimale Risiken bei ESM-Anleihen sorgen
Eine Rückzahlung über einen Zeitraum von weiteren gut 32 Jahren mit Konditionen, von denen ein Privatkreditnehmer nur träumen kann, kommt eigentlich einem „sanften“ Schuldenschnitt gleich. Regling scheint vergessen zu haben, die geplante Bankenfinanzierung aus dem ESM zu erwähnen. Nur als „letzte Instanz“ gedacht, aber soweit die Bankenunion keinen EU-Gemeinschaftsfonds zustande bringt, könnte die nächste Lawine einer Banken-Pleite sehr schnell den Gemeinschaftstopf mit 27%-iger deutscher Beteiligung überrollen.
Das Risiko für institutionelle Anleger dürfte bei den ESM-Anleihen sehr gering sein. Die Rückkauf-Aktion der griechischen Anleihen im Herbst 2012 zeigte bereits die umfangreiche „Fantasie“ der Brüsseler Funktionäre, wenn es darum geht, die Wünsche der Banken und weitere „hochrangiger“ Investoren zu erfüllen. Notfalls hätte der ESM neben den bereits aus dem EFSF erhaltenen Hilfen einen zusätzlichen Kredit vergeben, um überhaupt Kapital für die Rücknahme der bereits ausgebebenen Anleihen zu besitzen.
Letztendlich ging die Rückholaktion über die Bühne. Griechenlands „wundersame“ Schuldenreduzierung wurde als ein Triumpf gefeiert und die ehemaligen Anleihen-Inhaber konnten ihr Glück über die Traumrenditen kaum fassen. Der Steuerzahler macht’s halt möglich.
Klaus Regling erwähnte im Interview mit Handelsblatt, dass Griechenland noch immer nicht die eigene Schuldenlast tragen könne. Das Land sei derzeit noch nicht in der Lage, sich über den Anleihemarkt selbst zu refinanzieren. Von einem notwendigen dritten Hilfspaket für die Hellenen sei auszugehen.