Zu viel unbegründete Angst vor Altersarmut?
Die Deutschen seien zu sehr besorgt über eine mögliche Armut im Rentenalter und sollten sich nicht von den pessimistischen Debatten beeinflussen lassen. Zu viele Bürger würden die Gefahren der Altersarmut zu hoch einschätzen, denn es bestünde kein Grund dafür. So argumentierte der wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums.
„Zu viel Angst vor Armut im Rentenalter“
Offenbar sind die deutschen Bürger etwas zu ängstlich gegenüber dem vermeintlichen Schreckensszenario einer Altersarmut eingestellt. Mit 38 Prozent ist gut jeder Dritte darum besorgt, im Rentenalter womöglich ein zu geringes Einkommen zu erzielen, um damit einigermaßen über die Runden kommen zu können (steigende Angst wegen Altersarmut)
Dennoch besagt lt. Welt Online (Dienstag) ein Gutachten des wissenschaftlichen Beirats des
Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin, es bestünde kein Grund für eine „übertriebene Angst“ vor der Altersarmut. Denn selbst bei „einer ungünstigen Entwicklung am Arbeitsmarkt wird der Anteil der Empfänger von Grundsicherung im Alter bis 2030 höchstens von jetzt 2,6 auf 5 Prozent steigen“, so Axel Börsch-Supan, Leiter der Studie.
Die seit Monaten geführten Debatten über die Altersarmut würden im „krassen Gegensatz zur Wirklichkeit“ stehen und hätten „diesen extremen Pessimismus ausgelöst“, so der Studienleiter.
Achim Wambach, Vorsitzender des Beirats, erklärte, dass der Hauptgrund für die Altersarmut nicht in der Absenkung des Rentenniveaus zu finden wäre, sondern in „unzureichenden Erwerbsbiografien“. Diese würden die Ursache für geringere Rentenansprüche darstellen. Praktisch würden Erwerbsunterbrechungen und lange Zeiträume in der Arbeitslosigkeit zu den Lücken in den Rentenbezügen führen.
Wambach wies außerdem darauf hin, dass auch geringfügig Beschäftigte und kleine Selbstständige keine Alterssicherungen erwerben würden. Diese Probleme müssten daher am Arbeitsmarkt angegangen werden. „Es wäre falsch, an den Symptomen herumzudoktern“, so der Beirats Vorsitzende und bezog sich auf die derzeitigen Regierungspläne und dem Vorhaben der Opposition, die niedrigen Renten aufzustocken.
Milchmädchenrechnung als „Augenwischerei“?
Das Rentenproblem wird offensichtlich von einer Kiste in die andere verlagert und solange hin- und hergewechselt, bis auch das letzte Verständnis zum Thema in den Köpfen der Bevölkerung durcheinander gewirbelt ist. Lt. Statista bestand der Anteil der „inaktiven Bevölkerung“ im Alter ab 65 Jahre an der gesamten Erwerbsbevölkerung bei gut 40%. Im Jahr 2030 werden es bereits rund 62% sein und die Prognosen zeigen bis 2050 einen Anteil in Höhe von fast 74%.
Kein Zweifel besteht daher, dass die Anzahl der Rentner, die aus der Rentenkasse Leistungen beziehen, gegenüber den einzahlenden Erwerbstätigen rapide ansteigen werden.
Mitte Oktober 2012 erklärte Ministerin Ursula von der Leyen (CDU), dass heute die meisten Rentner „überwiegend gut versorgt“ wären und lediglich 2,5% der über 65-Jährigen von zusätzlichen staatlichen Unterstützungen leben würden.
Leider hat die o.g. Darstellung des Studienleiters einen Haken. Die prozentualen Angaben „2,6%“ und „bis 5%“ werden ohne Bezug angegeben. Heute liegt die Anzahl der Rentner in Deutschland bei etwa 20 Millionen Menschen. Von diesen Rentnern sind immerhin 520.000 (2,6%) abhängig von staatlichen Hilfen. Im Jahr 2030 wird die Anzahl der Rentner auf gut 28 Millionen Personen eingeschätzt. Bei „ungünstiger“ Entwicklung könnten somit bis zu 1,4 Millionen Menschen durch zu niedrige Renten in die Altersarmut abrutschen.
Es fällt schon sehr schwer, von geringfügigen Erhöhungen in der Altersarmut zu sprechen, wenn die Anzahl bis knapp das 3-fache (oder +200%) von heute erreichen könnte. Die Gegenüberstellung des vermeintlich geringen Quotenanstiegs ohne Angabe einer Bezugsgröße ist entweder „naiv“ oder gewollte Augenwischerei.