Renten-Debatte: Die Lüge zum demografischen Wandel

Rentendebatte-


Die nun wieder aufflammenden Renten-Debatten stellen wie üblich den demografischen Wandel in den Mittelpunkt. Die halbe Wahrheit oder das Totschweigen einer Tatsache ist jedoch auch schon eine Lüge.

Geldgier
Die Früchte werden den Arbeitnehmer vorenthalten

Die Kürzungen beim Renten-Niveau und das Anheben des Renteneintrittsalters aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft hatte schon vor gut 4 Jahren der Statistiker und Mathematiker Prof. Dr. Gerd Bosbach als die „ewige Demografie-Leier mit Rechenfehler“ bezeichnet. Das „Horrorszenario des demografischen Wandels“ fand schon längst vor unser aller Augen zwischen den Jahren 1900 und 2000 statt. In diesem Zeitraum habe sich der Anteil der Rentner von weniger als 5 Prozent auf mehr als 17 Prozent verdreifacht. Gleichzeitig fiel der Anteil der Jugend in der Gesellschaft um mehr als die Hälfte. Trotz dieser Zahlen, die aus heutiger Sicht ein „Albtraum“ darstellten, ist der Wohlstand bei den Arbeitnehmern enorm angewachsen, so Bosbach. Es war sogar möglich, die notwendigen Arbeitszeiten massiv zu kürzen.

Im letzten Jahrhundert war also die heute ständig geäußerte These vom sinkenden Rentenniveau bei wachsender Zahl Älterer absolut falsch„, so das Resümee des Statistikers.

Die Politiker „in Vertretung der privaten Wirtschaft“ werden aber nicht müde, den demografischen Wandel als unabwendbares Motiv für ihre Renten-Politik auf die Fahnen zu schreiben. Die Gesellschaftsalterung sei der Ursprung allen Übels und man versuche mit aller Kraft dagegen zu steuern. An Kürzungen bei den Rentenleistungen komme man nicht herum. Hier soll dem Arbeitnehmer in der Bundesrepublik wieder einmal die „Alternativlosigkeit“ näher gelegt werden.

Produktivität stieg an – Löhne sanken ab

Das durchschnittliche Alter der Gesellschaft stiegt permanent an, die Produktivität der Arbeitnehmer allerdings auch und zwar ungleich mehr. Alleine in den Jahren 2000 bis 2012 stiegen Preise und Produktivität in der Bundesrepublik um gut 38 Prozentpunkte an. In der gleichen Zeit rutschte aber der effektive Real-Lohn um knapp 2 Prozentpunkte ab, wie es das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) an der Hans-Böckler-Stiftung im November 2013 vorrechnete.

Die massive Zunahme der Armut verläuft quasi programmgemäß und die finale Einleitung erfolgte mit der Exekution des Rentensystems durch die rot-grüne Agenda 2010 (Regierung unter SPD-Kanzler Schröder).

Höhere Produktivität wird einfach unterschlagen

Das Thema Produktivitätssteigerung wird bei den Renten-Debatten kontinuierlich totgeschwiegen, obwohl seit der Einführung der gesetzlichen Renten durch Bismark im Jahr 1889 immer mehr produziert wurde. In der Bundesrepublik stieg die Produktivität pro Erwerbstätigenstunde in den Jahren zwischen 1991 und 2011 um 35 Prozent, bei gleichzeitig immer weniger Arbeit, so Rico Albrecht von wissensmanufaktur.net.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) prognostiziert eine absinkende Anzahl von Erwerbstätigen alle 20 Jahre um 10 bis 21 Prozent bis 2060. Folgt die Entwicklung dem ungünstigen Fall, so verbleiben nach 20 Jahren nur noch 79 Prozent der ursprünglichen Erwerbstätigenzahl. Folgte die Produktivitätssteigerung den Berechnungen des statistischen Bundesamts und der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2015, wird selbst im ungünstigen Fall nach 20 Jahren rund 7 Prozent mehr produziert (im günstigen Fall 21,5%). Im gleichen Zeitraum soll die Gesamtbevölkerung um rund 10 bis 10 Prozent schrumpfen. Daraus ergibt sich ein Anstieg der produzierten Gütermenge um 12 bis 35 Prozent, je nach Szenario.

Statt gerechter Verteilung hochgejubelte Exportüberschüsse

Als wenn die jährlichen Exportüberschüsse der deutschen Export-Wirtschaft in anwachsender dreistelliger Milliardenhöhe (2015: 248 Mrd. Euro) eine beispiellose Erfolgsgeschichte wären, werden sämtliche Energien für die Produktivitätssteigerung scheinbar nur dafür eingesetzt, um die Bilanzüberschüsse möglichst noch weiter in die Höhe zu treiben. 82 Prozent der Überschüsse wurden im vergangenen Jahr alleine durch den Handel mit den USA, Frankreich und Großbritannien erzielt. Wie es um die Begleichung der Rechnungen durch diese Defizit-Länder bestellt ist, steht in den Sternen.

Anfang April schaltete sich sogar die OECD zu den Renten-Debatten in der Bundesrepublik ein und forderte „eindringlichst“ eine Steigerung der Produktivität sowie eine Anhebung des Renteneintrittsalters. Hier wird wiederum das zwanghaft notwendige Wirtschaftswachstum aufgrund der steigenden Zinszahlungen sichtbar. Aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.

Fazit: Die Produktivitätssteigerung scheint für die Politiker zum Thema Renten keinerlei Rolle zu spielen. Die steigenden Erträge werden der Werte-schaffenden Bevölkerung vorenthalten und seit Agenda 2010 durch weit vergrößerte Kanäle als Gewinnsteigerungen der Privatwirtschaft zugeführt.


Tarifometer24.com – Tarife – News – Meinungen

970x250

Schreibe einen Kommentar