Eurokrise belastet betriebliche Altersvorsorge schwer

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Die bereits seit geraumer Zeit angesprochene Frage, ob die Altersvorsorge noch das Einhalten kann, was einst versprochen wurde, erhält inzwischen die ersten konkreten Antworten. Rund 17 Millionen Deutsche können damit rechnen, dass ihre Renten aus der betrieblichen Altersvorsorge zumindest geringer ausfallen werden, als bisher fest eingerechnet wurde.

Betriebsrenten
Betriebliche Renten in der Krise

Für rund 17 Millionen Arbeitnehmer, die ihre Altersbezüge über eine betriebliche Rente gesichert wissen wollten, wird voraussichtlich die Ernüchterung hereinbrechen. Die FAZ stellt in ihrem Bericht die Ursachen deutlich hervor. Im Prinzip stellen die hohen Versprechen aus den Zeiten der „fetten Zinsen“ heute das eigentliche Problem dar.

Besonders betroffen ist die betriebliche Altersvorsorgen in Form der Direktversicherer, Penionskassen und -fonds sowie die unternehmerischen Unterstützungskassen. Die Beiträge der Versicherten stecken zu rund 90 Prozent in langfristig orientierten Pfandbriefen und Staatsanleihen, die als (vermeintlich) sicher gelten. Derzeit werden mit den in bereits vor Jahren angelegten Papieren durchschnittlich 4 Prozent Zinsen erwirtschaftet. Ein fließender Austausch bereits abgelaufener 10-jähriger Bundeswertpapiere durch neue Zeichnungen findet bereits statt.

Zehnjährige Bundesanleihen warfen zum Zeitpunkt 2002 noch über 5 Prozent Zinsen ab. Heute müssen Versicherer mit 1,2 Prozent auskommen. Inflationsbereinigt kommen unterm Strich sogar Negativrenditen hervor.

Warum nicht in ertragreichere Papiere investieren?
Direktversicherer und Penionskassen wollten auf lukrativere Anlagen des Investmentgeschäfts ausweichen, dürften aber nicht. Die Anlagenstrategie müsse überwiegend auf Sicherheit orientiert sein. Die Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) könnten nicht ignoriert werden.

Garantiezinsen bereiten große Probleme

Die Überschussbeteiligungen aus den Versicherungspolicen werden jährlich neu angepasst und wurden von den Gesellschaften noch nie garantiert.

Dagegen sind Garantiezinsen gesetzlich vorgegeben und geben gleichzeitig die minimale Meßlatte für die Renditen vor. Innerhalb der letzten 12 Jahre bewegte sich der Garantiezins beständig abwärts, bis zum aktuellen Stand von 1,75% p.a.

Altverträge müssen nach wie vor mit dem zum Abschluss gültigen Garantiezinssatz bedient werden. Zinssätze über die 4%-Marke hinaus sind mit konservativen Anlagen, wie Staatsanleihen nicht mehr erreichbar.

Die prognostizierte Praxis für den Rentner
Das Anleihenhaus Bantleon erstellte eine Prognose, die davon ausgeht, dass die Anlagen der Betriebskassen überwiegend aus sicheren Pfandbriefen mit langen Laufzeiten bestehen. Innerhalb der nächsten 5 Jahre würde bei gleichbleibender Niedrigzins-Phase die Wertentwicklung des Portfolios um mehr als ein Drittel stagnieren.

Die Konsequenz wäre dann ein um jährlich sinkender Zins um ca. 0,3 Prozent, von derzeit durchschnittlich 4 Prozent auf 2,5% im Jahr 2017. Würde dieser niedrige Zinswert auf Dauer beibehalten werden, könnte der Rentner statt der erwarteten 1.000,- Euro nur noch mit 650,- Euro rechnen.

Schönfärberei bei Risiken zu Renten & Altersvorsorge die Tagesordnung

Direktversicherer, Pensionskassen und die Unterstützungskassen der Unternehmen steckten nach der Ableitung der Ausführungen in der Zwickmühle. Sie seien gezwungen, in vermeintlich sichere Staatspapiere anzulegen und müssten zusehen, wie sie mit dem Niedrigzins ihre Versprechen an die Arbeitnehmer einlösen könnten.

Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die Lebensversicherer dazu verpflichtet sind auf Sicherheit zu blicken, aber niemand zwingt sie zur Abnahme der deutschen Bonds. Darüber hinaus zählen neben ausländischen Staatsanleihen auch Unternehmensanleihen und Pfandbriefe als sicherheitsorientierte Papiere.

Private Rentenversicherungen nach Riester und Rürup stehen mehr Freiheiten zur Anlagestrategie zur Verfügung, sind aber dennoch den Kapitalmarktentwicklungen ausgeliefert.

Bemerkenswert ist jedoch wie schnell sich die Ansichten innerhalb der Euro-Krise entwickeln können. Noch Ende Oktober 2011 beruhigte der Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen an der Uni Hannover, Stefan Homburg, in Zeit Online, dass es für Versicherer nur ein geringes Risiko gäbe, die Banken seien in größerer Gefahr.

So gab Homburg ein fiktives Beispiel zu den zu erwartenden Risiken bei langfristig orientierten Anlagenstrategien der Riesterversicherer. Sollte es zu umfangreichen Ausfällen bei Staatsanleihen kommen, wie z.B. um die Hälfte beim Schuldenschnitt Griechenlands, läge der Ausfall bei einer Versicherung bei lediglich einem Prozent, sofern die betroffenen Anleihen zwei Prozent des Portfolios ausmachten.

„Ein Riestervertrag läuft über 20 oder 30 Jahre. Was der Versicherte am Schluss bekommt, hängt von der durchschnittlichen Rendite ab. Wenn die Rendite eines Jahres um ein Prozent gedrückt wird, wird der Versicherte das gar nicht merken.“, erklärte Homburg.

Eine Aussage, die sich weder auf die ursprüngliche Höhe, noch auf den Zeitpunkt der Renditesenkung bezieht und somit völlig aus der Luft gegriffen ist. Darüber hinaus sind 1% von 1.000,- Euro exakt 10,- Euro. In der umgekehrten Schlussfolgerung wären die Erhöhungen der gesetzlichen Renten um rund 7,- Euro ebenfalls nicht zu bemerken.

Bild: Rainer Sturm / pixelio.de

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