Systemrelevanz Zypern: Auf Schäuble hagelt es derbe Kritik

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Mit seiner Mutmaßung zur Relevanz Zyperns handelte sich Finanzminister Wolfgang Schäuble harsche Kritiken ein. Neben verbalen Angriffen zu seiner Kompetenz warten Mario Draghi, Olli Rehn und Klaus Regling mit den Gegenargumenten über Anlegervertrauen auf.

Schuldenkrise Zypern
Wirtschaftsmacht Zypern: Kleingeld kann auch relevant sein
Bild: F.H.M. / pixelio.de

Der kleine Mittelmeerstaat Zypern wird wiederholt Gegenstand zu „neuen“ Auseinandersetzungen. Nachdem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Zyperns Wirtschaft für die Euro-Zone als „nicht systemrelevant“ bezeichnete, indem er anzweifelte, ob überhaupt eine Gefahr von Zyperns Pleite ausginge, folgte nun eine Abfuhr aus der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Europäischen Rettungsschirm ESM mit Klaus Regling an der Spitze sowie vom EU-Währungskommissar Olli Rehn. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins SPIEGEL (Sonntag) hält EZB-Chef Mario Draghi die Einschätzung Schäubles für alles andere als zutreffend.

Zudem fuhr Mario Draghi verbal seinen Ellenbogen aus, indem er Schäuble als promovierter Jurist die Kompetenz aberkannte, überhaupt beurteilen zu können, ob die Inselrepublik überhaupt systemrelevant sei. Das wäre eine Angelegenheit für Ökonomen.

Immerhin unterhielten Zyperns zwei größte Banken ein ausgedehntes Filialnetz in Griechenland und würden deren Einlagen gefährdet sein, könnte dies zu Verunsicherungen der Sparer führen, so Draghi. Die weiteren Kredithäuser Griechenlands könnten angesteckt werden und für Griechenland drohe ein Rückfall.

Das „Dreier-Gespann“ Draghi, Rehn und Regling halten die aufgrund positiver Nachrichten derzeit „beruhigte Euro-Zone“ für äußerst gefährdet, sollte Zypern Pleite gehen. Seit Wochen stünden alle Zeichen auf Besserung. Zu sehen wäre es bei den deutlich zurückgegangenen Risikoaufschlägen für die Staatsanleihen Spaniens und Italiens. Darüber hinaus wären die inzwischen im gefährlichen Ausmaß angehäuften Verrechnungssalden der nationalen Zentralbanken rückläufig. Sollte Zypern der Kapitalzufluss versperrt werden, könnte eine Umkehrbewegung einsetzen.

Mit einem Argument aus der juristischen Ecke will das „Trio“ offenbar den Argumentations-Sack zumachen. Demnach hätte Zypern ein Anrecht auf Hilfen, da es einen Anteil am Rettungsschirm beitrage.

Virtuelle Werte überwiegen die der Realität

Die „Angst“ vor verunsicherten und beunruhigten Anlegern, sprich Hedgefonds, Banken und gewerbliche Groß-Anleger, überwiegt dem Fakt, dass Zyperns Wirtschaft gerade einmal Prozent zur gesamten EU-Wirtschaft ausmacht.

Angesichts der bisher im Raum stehenden Unsummen für die bisher Scheins vergeblichen Versuche zur Euro-Rettung, sehen 17,5 Milliarden Euro, die Zypern unbedingt benötigt, als ein Tropfen auf dem heißen Stein aus. „Euro-System“-typisch waren aus der Gesamtsumme anfänglich 10 Milliarden Euro nur für die Banken reserviert und inzwischen anteilig auf 12 Milliarden Euro erhöht worden.

Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukts (BIP) Zyperns würde der Milliarden-Betrag die bisher umfangreichste Rettungsaktion sein. Das BIP Zyperns betrug 2011 knapp 18 Milliarden Euro. Somit entspricht das Hilfspaket einem kompletten Wirtschaftsjahr des Inselstaates.

Absolut gesehen wird jedoch Zyperns Wirtschaftsleistung 2013 voraussichtlich 0,1% der gesamten EU-Wirtschaftsleistung ausmachen. Dennoch halten die Reihen des Euro-Systems an der „Relevanz“ des vermeintlichen „Schwarzgeld-Zentrums Europas“ fest.

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