Skandal Anglo Irish Bank: Belässt es die Politik bei ihrer Empörung?

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Zynismus und Arroganz gegenüber den Euro-Ländern und allen voran den EU-Bürgern. Die Anglo Irish Bank zog alle Register, um dem schlechten Ruf der Kredithäuser noch kräftig nachzuhelfen. Die EU-Politik lässt nach ihrer geäußerten „Empörung“ jedoch noch Konsequenzen vermissen.

Gefängnis Alcatraz

Der Ex-Chef der Anglo Irish Bank, David Drumm, lebt heute in den USA

Anglo Irish Bank als Vorreiter der miserablen Image-Pflege

Wenn Hunde die Hand bissen, die sie fütterte, hatte das für den Vierbeiner in der Regel ein schnelles und vor allem schlechtes Ende. Ein Geldinstitut steht offenbar über seinem Gönner und braucht keine Konsequenzen zu fürchten, selbst wenn nach Strich und Faden betrogen wurde.

Maßlos überhebliche Arroganz mit einer ausgeprägten Portion Skrupellosigkeit. Eine detailierte Beschreibung von Eigenschaften, die derzeit von einer einzigen Bank – quasi als Synonym – auf einen Nenner gebracht wird. Die Anglo Irish Bank. Und es drängt sich der Gedanke auf, dass die (zufällige?) Aufdeckung eines rund fünf Jahre alten mitgeschnittenen Telefongesprächs lediglich repräsentative Qualität besitzt und keinen Einzelfall darstellt.

Die Politiker in Irland, in Brüssel und in Deutschland zeigen sich sichtlich „empört“. Wie beruhigend. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach gegenüber den Aussagen der beteiligten Personen bereits ihre „Verachtung“ aus. Im Mittelpunkt befindet sich u.a. der Ex-Chef der Anglo Irish Bank, David Drumm. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) drückte sich ähnlich aus und erklärte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, dass sich diese Banker offensichtlich in der Rolle als „abgehobene Übermenschen“ selbst gefielen und für die Mitmenschen nur Verachtung übrig hätten.

Die Irish Anglo Bank war faktisch insolvent und musste mit Milliardenhilfen refinanziert werden. Gleichzeitig wurde das Geldhaus mit dem Einsatz von Steuergeldern verstaatlicht. Im Zuge der Rettungsmaßnahmen ließen der damalige Bank-Chef Drumm und der Top-Manager John Bowe offenbar keine Gelegenheit aus, um ihren ausgefeilten Zynismus freien Lauf zu lassen. An erster Stelle rückte die irische Zentralbank, die von der Anglo Irish Bank bezüglich der benötigten Geldsumme sichtlich belogen wurde. Ganz nach dem Motto, „egal, der Steuerzahler wird blechen“, wurde anfänglich eine Fantasiezahl in Höhe von 7 Mrd. Euro genannt („John Bowe: Die Summe habe ich mir aus den Arsch gezogen“), die sich letztendlich auf rund 30 Mrd. Euro erhöhte, um den Komplettzusammenbruch zu verhindern. Am Finanzierungsprogramm waren u.a. deutsche Anleger in einem größeren Umfang beteiligt, die im 2008 geführten Telefongespräch zwischen David Drumm und seinem damaligen Top-Manager John Bowe als „Scheißdeutsche“ bezeichnet wurden. Aufgedeckt hatte das skandalöse Gespräch Mitte der vergangenen Woche die Irish Independent.

Eine Rückzahlung des Hilfskredits wurde offensichtlich nicht angedacht. Die mögliche Begleichung der Schulden fand sich im Telefongespräch zwischen den beiden Bankern vielmehr als Vorlage für einen „gelungenen Witz“ wieder. „Man werde die Schulden niemals zurück zahlen“.

Die „Empörung“ der Politiker, allen voran Angela Merkel, müssten nun Konsequenzen folgen. Der Aufschrei droht wie im Regelfall zu schnell zu verhallen. Für die Bundeskanzlerin würde dies jedoch einen einschneidenden Kurswechsel bei den Euro-Rettungsprogrammen bedeuten, nachdem die eigenen Fehler eingestanden wurden.

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