Mindestlohn Einkommen: Starker Anstieg der Geringverdiener

Niedriglohn Deutschland-


Die Anzahl der Niedriglöhner mit dem tariflich zugesicherten Mindesteinkommen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Rund jeder zehnte Beschäftigte erhält gerade mal so viel Einkommen wie die Tarifvereinbarung vorschreibt. Deutschlands Titel „Europameister Niedriglohnsektor“ ist bestätigt worden.

Die meisten Niedriglöhner erhalten deutlich weniger als 10,- Euro

Niedriglohn
Hohe Arbeitskraft gegen Niedriglohn

7,50 Euro pro Stunde beträgt in Deutschland das tariflich „abgesicherte Minimum“ für einen Beschäftigten. Derzeit erhalten rund 3,85 Millionen Beschäftigte die vermeintlich unterste Grenze eines „gesicherten“ Einkommens. Das entspricht derzeit etwa zehn Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland.

Das Bundesarbeitsministerium erarbeitete eine Aufstellung, die der Rheinischen Post (rp-online.de) (Montag) vorliegt, über die Entwicklungen der letzten vier Jahre. Demnach stieg der Anteil der Beschäftigten mit dem tariflichen Mindesteinkommen überwiegend durch die eingeführten Mindestlöhne in der Aus- und Weiterbildung, in der Zeitarbeit, in der Pflege, im Sicherheitsbereich, in der Abfallwirtschaft und Wäschereidienstleistungen an.

Aus der Aufstellung ginge auch hervor, dass 908.000 Personen allen in der Branche der Zeitarbeit einen Mindestlohn von 8,19 Euro (7,50 Euro im Osten) erhielten. Einen brutto Stundenlohn zwischen 7,50 Euro und 8,90 Euro erhielten demnach 170.000 Beschäftigte in der Sicherheitsbranche. 800.000 Beschäftigte im Pflegebereich würden den tariflich gesicherten Stundenlohn von 7,75 Euro brutto erhalten.

Arbeitnehmer im Bereich der Aus- und Weiterbildung erhielten 11,25 Euro brutto und stehen gegenüber den Arbeitnehmern in der Gebäudereinigung (7,56 Euro), der Abfallwirtschaft (8,68 Euro) und der Wäscherei-Branche (7,- Euro) noch deutlich besser da.

Zwischen den Jahren 2009 und 2012, während der schwarz-gelben Regierung, kamen rund 2,8 Millionen Beschäftigte zu einem Mindestlohn hinzu. Zwischen 1997 und 2003 wurden für die Berufszweige Maler und Lackierer, die Elektrobranche und Dachdeckern eine Lohnuntergrenze eingeführt.

Das Dilemma Niedriglohn, Altersarmut und Rente

Jeder zehnte Beschäftigte erhält in Deutschland gerade mal den Mindestlohn ausgezahlt, obwohl laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) im letzten Jahr die Tariflöhne durchschnittlich um 2,7% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. An diesem Punkt wird wieder ersichtlich wie groß der Unterschied sein kann, wenn statistische Mittel- bzw. Durchschnittswerte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird.

Währen die Bundesregierung noch damit beschäftigt ist, wie einzelne Passagen im finalen „Armutsbericht“ auszusehen haben, hatte die Europäische Statistikbehörde (Eurostat) Deutschland bereits Ende Dezember zum „Europameister der Niedriglöhner“ gekürt.

Voraussichtlich wird die hohe Anzahl der Geringverdiener in Deutschland noch längst nicht das Ende der Fahnenstange bilden, sondern noch ordentlich zunehmen. Damit dürfte die Debatte um die Altersarmut sowie den vermeintlichen „Hilfskonstruktionen“ wie eine (sinnlose) Zusatzrente ein ungelöster Dauerbrenner bleiben. Wer heute bereits mit einem Mindesteinkommen beschäftigt ist, wird beinahe automatisch ab dem Renteneintrittsalter in die Altersarmut abrutschen.

Gleichzeitig dürfte die finanziellen Mittel während der Beschäftigungsjahre kaum ausreichen, um neben den Pflichtabgaben zur gesetzl. Rentenversicherung noch ein weiteres Standbein durch eine Privatvorsorge aufstellen zu können. Die Idee einer Zusatzrente, die in ihrer Definition eine Privatvorsorge voraussetzte, um überhaupt Ansprüche auf Leistungen zu haben, wird wiederholt ins Absurde geführt.

Bild: CC0 1.0 Universal
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