Griechenland Schuldenschnitt: IMK sieht dramatische Krisenverschärfung

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Der von der Troika geforderte zweite Schuldenschnitt Griechenlands stieß besonders bei der Bundesregierung auf Ablehnung. Umstritten sind neben den Plänen, die Steuerzahler für den weiteren Schuldenerlass aufkommen zu lassen, besonders die Auswirkungen auf die Banken und Finanzmärkte. Der IMK sieht mit einer Wiederholung des Gläubigerverzichts erhebliche Gefahren lauern.

„Schuldenschnitt würde restliches Vertrauen zerstören“

Krisenverschärfung
Krise wird verschärft
Bild: Gerd Altmann/
Hintergrund:pixabay / pixelio.de

Alle bisherigen Fortschritte zur Bewältigung der Griechenlandkrise dürften mit einem weiteren Schuldenschnitt zunichte gemacht werden. Davon geht das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung aus.

Prof. Dr. Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK, erklärte, „bereits der erste Schuldenschnitt war ein dramatischer Fehlschlag, der die Krise in Spanien verschärft und die Ansteckung Italiens begünstigt hat“ und fügte hinzu, „wer nach diesen Erfahrungen einen zweiten Schuldenschnitt propagiert, der tut so, als könnte man ein Feuer mit Benzin löschen.“

„Lehman-Moment für die Eurozone“
Um die Folgen des ersten Schuldenschnitts für Griechenland zu analysieren, betrachteten die IMK-Wissenschaftler in einer aktuellen Untersuchung die Rendite-Entwicklung von Staatsanleihen der Euro-Länder sowie die Indikatoren zu den Target-Salden und Zinsspreads. Die Entwicklungen gäben Aufschluss darüber, welche Reaktionen der Haircut im Juli 2011 bei den Finanzmärkten, insbesondere den Banken auslösten.

Die Forscher erklärten, „an der Entwicklung dieser Einlagen und des Spreads erkennt man, dass die Ankündigung des griechischen Schuldenschnitts eine Art Lehman-Moment für die Eurozone war“.

Der Interbankenmarkt wurde gelähmt und die Kapitalflucht aus den südeuropäischen Euro-Mitgliedsstaaten wäre angetrieben worden, weil bereits die Ankündigung eines Schuldenschnitts als eine „prinzipielle Entscheidung interpretiert worden“ sei. Das habe zur Annahme geführt, „dass die Verbindlichkeiten jedes Staates im Euroraum und damit die ihnen gegenüber stehenden Forderungen der Gläubiger per Schuldenschnitt reduziert werden können.“

Letztendlich hätte es zu einem „massiven Ansteckungseffekt auf die Banken Spaniens und Italiens“ geführt.

Andrew Watt, Leiter des IMK und Mitautor der Studie, erklärte, „die Europäische Zentralbank musste damals massiv eingreifen, um die Situation wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen“. Watt sieht keinen Grund zu Hoffnung, dass ein weiterer Schuldenschnitt „glimpflicher ablaufen würde“. Wahrscheinlicher wäre die Zerstörung jeden Rest Vertrauens in die Berechenbarkeit der Euroländer, so der IMK-Leiter.

Egal wie, es wird sehr, sehr teuer

Es ist zu befürchten, dass es entweder zu einem „direktem zweiten Schuldenschnitt“ in Griechenland kommen wird, oder auf einem „kleinen Umweg“. Unterm Strich werden beide Ergebnisse gleich aussehen. Noch stemmt sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen einen weiteren Haircut, aber diese Vorgehensweise kann im Angesicht vergangener Erklärungen und den tatsächlichen Ergebnissen als eine „einstudierte Reflexhandlung“ abgehakt werden.

Josef Ackermann, der ehem. Vorstand der Deutschen Bank, plädierte lt. Spiegel Online (Montag) für einen weiteren Schuldenschnitt und bekräftigte die Dringlichkeit, Griechenland in der Euro-Zone zu halten. Er warnte vor den möglichen Folgen nach einem „Grexit“, dass „wir“ finanziell viel mehr verlieren würden, als bei jeder anderen Variante. Der Austritt der Helenen würde „uns“ mehrere hundert Milliarden Euro kosten. Andere Länder stünden darüberhinaus in der Gefahr, angesteckt zu werden.

Schuldenkrise ist außer Kontrolle
Wer heute als Politiker auch nur ansatzweise durchdringen ließe, die Eurokrise wäre unter Kontrolle und Lösungen wären parat, sie müssten aber „nur“ in die Praxis umgesetzt werden, würde sich, gelinde gesagt, zu einem Narren machen.

Mit jeder neuen Maßnahme zur Krisenbewältigung handelt es sich lediglich um die theoretisch erdachten Wege nach dem Prinzip „try and error“.

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