Überraschende Beitragsverhältnisse nach Unisex Pflicht?

Unisex-Kritiken-


Verbraucherschützer und Medien laufen Sturm gegen die ersten Ergebnisse zu den neu angebotenen Unisex-Varianten in den zahlreichen Versicherungssparten. Ein Ungleichgewicht zwischen Beitragsanhebungen und -absenkungen sorgt für einen deutlichen Beitragsplus zugunsten der Versicherer.

Unisex-Überraschungen
Überraschende Ergebnisse?
Bild: tommyS / pixelio.de

Aus den Reihen der Versicherungsexperten, Verbraucherschützer und Medien wird an die Gesellschaften zielgerichtet eine mächtige Schellte ausgeteilt. Die Unisex-Pflicht für Versicherer scheint sich statt eines lästigen Anpassungszwangs immer mehr als eine willkommene Gelegenheit herauszustellen, um fantasievoll gestaltete Mogelpackungen zu kreieren.

Von den Versicherern zu erwarten, sie würden die Beiträge der ehemals Geschlechter trennenden Tarife in der Mitte zusammen treffen lassen, um aus der „Kollision“ heraus die Unisex-Variante zu erhalten, war bereits vor Monaten schon eine Milchmädchen-Kalkulation. „So genau müssten es die Gesellschaften ja nicht nehmen.“

Die Unisex-Verpackung ist äußerst auffällig
Die derzeitigen Erkenntnisse zu den neuen Tarifstrukturen werden erklärt, als wenn die Tarife zahlreicher Versicherungssparten neu aufbereitet, in eine „überdimensional aufgemachte“ Verpackung gesteckt und als Unisex etikettiert würden. Gerade so, als würde ein Müsli-Hersteller 10% mehr von seinem Produkt in den Karton einfüllen, dies große anpreisen, aber „im Hintergrund“ einen um 15% erhöhten Preis verlangen. Zumindest liegt diese Vorgehensweise besonders bei den neuen Unisex-PKV Angeboten sehr nahe.

Merkliche „Schieflage“ zur privaten Rentenversicherung
Das Analysehaus MORGEN & MORGEN unterzog stichprobenartig einige neue Angebote aus den Unisex-Rentenversicherungen und sieht die Männer nach der Umstellung schlechter dastehen als die Frauen. Auch wenn darauf hingewiesen wird, dass ein verallgemeinerndes Pauschal-Urteil überzogen wäre, zeigt eine Musterberechnung dennoch die neuen Verhältnisse unmissverständlich.

Bisher erhielt ein 30-jähriger Mann zur „klassischen Basisrente“ mit einer Vertragslaufzeit von 37 Jahren und einem monatlichen Beitrag von 200,- Euro eine durchschnittlich garantierte Rente von knapp 386,- Euro. Eine Frau konnte mit den gleichen Eingangsbedingungen mit einer Rente in Höhe von ca. 356,- Euro rechnen. Nach der Unisex-Umstellung muss der Mann nun auf etwas über 17,- Euro verzichten, während die Rentenanhebung für die Frau um knapp 13,- Euro wesentlich darunter liegt.

„Kleinvieh macht auch Mist“. Für die Versicherer ist eine solche Umsetzung der geschlechterneutralen Policen ein durchaus lukratives Plus, das bei den Risikolebensversicherungen besonders zum Vorschein kommt.

Durch die Gleichbehandlung der Geschlechter tragen die Frauen nun auch das höhere Risiko des Ablebens der Männer mit und dementsprechend ändern sich auch die Verhältnisse zu den neuen Beiträgen. Ein Bürokauffrau muss mit um rund 47,- Euro angehobenen Jahresbeiträgen rechnen (Todesfallschutz 250.000,- Euro). Eine Bäckerin muss sogar um rund 68,- Euro tiefer in die Tasche greifen. Der Bürokaufmann jedoch wird lediglich um 37,- Euro entlastet und der Bäcker nur um 23,- Euro.

Das „Entsetzen“ über die „Schamlosigkeit“ wirkt aufgesetzt

Wenn die Medien nach den ersten Testergebnissen aus den neuen „Unisex-Pool“ völlig überrascht sein sollten, haben diese entweder geschlafen oder erhoffen durch das „blanke Entsetzen“ die Leser anzuziehen.

Einschätzungen zu den neuen Beiträgen nach den Tarifumgestaltungen wurden bereits im letzten Sommer veröffentlicht und damals ist das Ungleichgewicht zwischen Beitragsanhebungen und -absenkungen deutlich vorhergesehen worden.

Die Versicherer werden sicher zu ihrem Vorteil gerechnet haben, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Besonders in den scheinbar undurchdringlichen Tarif-Strukturen und Optionen einer Privatkrankenversicherung finden sich zahlreiche Möglichkeiten, einige Parameter zu „begradigen“, die unterm Strich mehr Geld in die Kassen spülen.

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