Krankenkassen klagen über säumige Beitragszahler

Ausfälle Krankenkassenbeiträge-

Die gesetzlichen Krankenkassen stöhnen unter der Last milliardenschwerer Beitragsausfälle. Seit der Einführung der Versicherungspflicht haben sich die Beträge von ausstehenden Kassenbeiträgen aufgetürmt.

Gesundheitsreform
Säumige Zahler nach Versicherungspflicht

In den letzten Jahren sind die Beitragsschulden bei den Krankenkassen deutliche gestiegen. Die FTD (Dienstag) nennt auf Stützung von Medienberichten die Höhe von 1,67 Milliarden Euro nicht gezahlter Kassenbeiträge zum Stand Juni 2012. Die Außenstände der gesetzlichen Krankenkassen seien demnach innerhalb eines Jahres um 55% angewachsen.

Als Beispiel wird die BarmerGEK genannt, bei der sich die Rückstände auf 227 Millionen Euro durch 52.000 private Zahlungssäumige angesammelt hätten. Zusätzlich stünden noch rund 300 Millionen Euro offen, die Arbeitgeber für ihre Beschäftigten noch nicht geleistet hätten.

Wirklich eine überraschende Entwicklung?

Diese Entwicklung setzte 2007 ein, nachdem die Versicherungspflicht eingeführt wurde. Ab diesem Zeitpunkt sollte kein Arbeitnehmer, Selbstständiger und deren Angehörige ohne einen Krankenversicherungsschutz sein können. Besonders Selbstständige, Klein- und Einzelunternehmer hatten bis zum Start der Versicherungspflicht überhaupt keine Krankenversicherung und waren somit ohne Versicherungsschutz.

Wer nicht aufgrund der vorausgesetzten Einkommensverhältnisse als Angestellter oder als Selbstständiger bei einer Privaten versichert war, musste der gesetzlichen Krankenversicherung beitreten. Der häufigste Grund für den Verzicht eines Krankenschutzes waren die hohen Kosten. Viele Kleinunternehmer kamen mit ihrem Einkommen gerade über die Runden. Zusätzliche Belastungen durch eine Krankenversicherung hätten das monatliche Budget überfordert.

Die Privatversicherer sprangen ebenfalls auf diesen Zug auf und entwickelten die sog. Basis-Tarife. „Einsteiger-“ Tarife, die dem Versicherten zu vermeintlich günstigen Beiträgen Gesundheitsleistungen anboten, die gerade an die gesetzlichen Regelleistungen herankamen. Basis-Tarife der PKV haben sich aber inzwischen als teure Kompromisse herausgestellt. Für den Einstieg sind die „Mager-Tarife“ ungeeignet und wurden von zahlreichen Versicherern wieder aus dem Portfolio entfernt.

Private stehen vor den gleichen Problemen
Eine freiwillige Versicherung in dem Sinne gibt es nicht mehr. Entweder meldeten sich die bisher nicht Versicherten bei einer Krankenkasse an oder stiegen über die Basis-Tarife der Privaten ein. Mit Zahlungssäumnissen können sich Private und Gesetzliche die Hände reichen. Wurde bisher aus finanziellen Gründen auf eine Krankenversicherung verzichtet, zieht die Beitragsverpflichtung auf jeden Fall eine oft nicht mehr zu erbringende Mehrbelastung mit sich.

Die Konsequenzen sind Rückhaltung von Beitragszahlungen der Versicherten, egal ob PKV oder GKV.

Haben Krankenkassen tatsächlich Verluste erlitten?
Wie hoch der tatsächliche Schaden der Krankenversicherer ist, lässt sich aus den o.g. Zahlen nicht benennen. Der Fehlbetrag in Höhe von 1,67 Milliarden Euro entstand durch einen nicht erfüllten Anspruch der Krankenkassen. Dem Betrag müssten aber die Kosten für ggfs. erbrachte Leistungen mit eingerechnet werden.

Im „Idealfall“ hat keiner der säumigen Versicherten jemals eine Leistung in Anspruch genommen. Dann liefen lediglich die Verwaltungskosten an, aber dafür könnte man sich auch beim Gesetzgeber beschweren.

Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

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