Deutschland ist großer Finanzkrisen-Profiteur – Wer ist damit gemeint?

Konjunktur-


Deutschland ist großer Profiteur von der Finanzkrise. Eine absolut richtige These, solange bei der Überlegung, wer damit gemeint sein könnte, nicht die „falschen“ Personengruppen mit einbezogen werden. Niedrigzinsen und Geldschwemmen der Europäischen Zentralbank sind ein Segen für Bundeshaushalt und Export-Industrie, für die Spekulanten sowieso, aber ein ausgewachsener Fluch für den Normalsterblichen.

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Die Milliarden-Ersparnisse sind der Verzicht des Anderen

Der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schwärmt von der „Schwarzen Null“ im Bundeshaushalt, hält sich allerdings mit dem Eigenlob der finanzpolitischen Glanzleistung zurück. Wohl nicht ohne Grund. Weniger die Zurückhaltung dürfte das Finanzministerium auf dem tugendhaften Pfad der Bescheidenheit halten, sondern viel eher die Furcht vor unangenehmen Fragen.

Die These, dass Deutschland ein „Gewinner“ der Finanzkrise sei, wurde bereits von zahlreichen Politikern und Ökonomen laut gedacht. Die Grünen hinterfragten nun beim Bundesfinanzministerium, wie es um die Zinslasten Deutschlands bestellt sei. Angesichts der auf Rekordtief gefallenen Renditen für Bundesanleihen eine durchaus legitime Neugierde.

Der Welt liegt jetzt die Antwort des Ministeriums vor. Demnach sparte sich der Bundeshaushalt zwischen den Jahren 2008 und 2015 beinahe 100 Milliarden Euro durch geringere Zinsbelastungen. Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen, stellte fest: „Die gute Situation im Bundeshaushalt ist vor allem das Ergebnis glücklicher Umstände und nicht etwa von guter Arbeit“.

Geringere Zinslasten des Einen sind die „entgangenen Gewinne“ der Anderen. Ende März 2015 zeigte die Swiss Re auf, dass den Versicherungsgesellschaften in der EU und in der USA zwischen 2008 und 2013 aufgrund der Niedrigzinsen rund 400 Milliarden US-Dollar (ca. 360 Mrd. Euro) an Ertragsüberschüssen entgangen seien. Am „unteren Ende“ leiden somit die Sparer, die für ihre Altersversorgung gerne etwas zu Seite gelegt hätten, von den „Niedrigst-Zinsen“ für Sparanlagen in Deutschland ganz zu schweigen.

Die These, „Deutschland ist Profiteur in der Finanzkrise“, ist richtig. Allerdings sind mit „Deutschland“ der Bundeshaushalt und die international tätigen Unternehmen gemeint, nicht die Arbeitnehmer, Arbeitslosen, Geringverdiener, Rentner und Sparer.





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