Zahlen von GDV und Bund der Versicherten passen nicht zusammen

Altersvorsorge-


Der Lobbyverband der Versicherer lobt seine Branche in höchsten Tönen und präsentiert riesige Zahlen, die für die vermeintlich großen Vorteile der Kunden sprechen. Der Bund der Versicherer hält allerdings mit Berechnungsbeispielen zur Entwicklung der privaten Rente kräftig dagegen.

Mehr als 1 Billion angelegte Kundengelder

Heisse Kartoffel
Private Altersvorsorge in Schieflage

Im Jahr 2016 legten die deutschen Lebensversicherer zum ersten Mal über eine Billion Euro für ihre Kunden an und „Tag für Tag zahlten die Lebensversicherer 2016 damit über 244 Millionen Euro an ihre Kunden aus“, so der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Rahmen der Jahresbilanz. Große Zahlen, doch aus welchen Teilen Kundenbeiträge und erwirtschaftete Renditen die Auszahlungen zusammengesetzt sind, darüber verlor der Verband keine Einzelheiten.

Gemäß den aktuellen Berechnungen des Bundes der Versicherten für den Finanzausschusses des Bundestages erscheint das Plus zu den von Kunden selbst erbrachten Einzahlungen verschwindend gering. Der Bund belegte anhand von Berechnungsbeispielen, dass die Versicherungen aufgrund der dauerhaften Niedrigzinsen immer weniger in der Lage sind, ihren Kunden die offene Rentenlücke zu schließen, geschweige die in Aussicht gestellten Rentenhöhen zu erfüllen. Wie die F.A.Z. berichtete, berechnete der Bund der Versicherten bei einem Fall mit Versicherungsbeginn 1997, einem Zinssatz von 7 Prozent und einen in Aussicht gestellten Auszahlungsbetrag von 63.163 Euro den voraussichtlich tatsächlich zu erwartenden Betrag von lediglich 35.881 Euro.

Der garantierte Zins beträgt nach diesem Rechnungsbeispiel 4 Prozent. Im Laufe der Versicherungsjahre fielen Teile der Überschüsse weg und aufgrund des von den Versicherern aufzubauenden zusätzlichen Finanzpuffers fällt die Ablaufleistung deutlich geringer aus. Zusätzlich wirken sich die Reduzierung der Zinszusatzreserve sowie die nun fehlende Beteiligung an den Bewertungsreserven oder Schlussüberschüssen aus.

Aus einem in Aussicht gestellten Auszahlungsbetrag von mehr als 63.000 Euro werden somit weniger als 36.000 Euro. Der zur Entlastung der Wirtschaft durchgesetzte Anteil der Altersversorgung gerät zusehends in die Schieflage, auf Kosten der Arbeitnehmer. Mit der Reduzierung der gesetzlichen Rente wurden die Arbeitnehmer in die private Zusatzvorsorge gezwungen, ganz zum Vorteil der Versicherungswirtschaft. Ein derartiger Schritt wurde von Bundarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) in der Sparte der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) als ein weiteres Standbein der Altersvorsorge durchgeführt. Die Arbeitgeber werden entlastet und die Arbeitnehmer tragen das volle Risiko.


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