Mehr Aufklärung für Riester-Rente notwendig?

Altersvorsorge-


Die Riester-Verträge durchleben schwere Zeiten. Niedrige Zinsen und die durch Politik und Versicherer geführten Debatten tragen zu einer zusätzlichen Verunsicherung bei. Verfechter eines Standpunktes tragen meist nur eine einseitige Darstellung vor, um ihre Position zu stärken. Dabei werden nicht selten einige Fakten bewusst ausgeblendet.

Riesterverträge
Riester zu Unrecht kritisiert?
Bild: Alexandra H. / pixelio.de

Ein Hauptargument der Riester-Kritiker besteht in den niedrigen Netto-Renditen, nachdem die Sparer ihre Altersrente über einen langen Zeitraum beziehen müssten, damit eine akzeptable Verzinsung der Sparbeiträge erlebt werden könne.

Die Altersvorsorge-Experten der Deutschen Bank sehen die derzeit niedrigen Zinsen tatsächlich als eine Herausforderung für die kapitalbasierte Altersvorsorge an. Stephan Moltzen von der Deutschen Bank hält jedoch dagegen, dass gerade bei niedrigen Zinsen die Riester-Verträge aufgrund der staatlichen Förderungen einen Vorteil böten. Eine Kombination aus „hoher realer Verzinsung und maximaler Sicherheit ist kaum mehr darzustellen“, so Moltzen, aber dies beträfe nicht nur die Riester-Verträge, sondern die ungeförderten Vorsorgemaßnahmen ebenso. Dazu zählten u.a. Lebensversicherungen und Fonds. Die Kritik an Riester wäre zu einseitig.

Vorteile der Förderungen

Der Riester-Rente bliebe als starkes Argument die staatliche Förderung vorbehalten. Pro Vertrag würde eine Zulage von 154,- Euro plus 185,- Euro pro Kind und Jahr möglich, sogar 300,- Euro für Kinder die seit 2008 geboren sind. Voll förderberechtigt wären Sparer, die inklusive Zulagen min. 4% ihres Bruttoeinkommens vom Vorjahr einzahlten. Sparer müssten lediglich 60,- Euro pro Jahr aus der eigenen Tasche einzahlen.

Für Geringverdiener zahlt sich Riester aus
Auf Dauer zahle sich die Förderung ganz besonders für Geringverdiener mit geringem Einkommen aus, so Moltzen. 60,- Euro pro Jahr müssten Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern und bei einem Einkommen von 20.000,- Euro für die Riester-Rente einzahlen, um die 754,- Euro staatliche Zulagen zu erhalten. In diesem Fall läge der staatliche Anteil zu den Beiträgen bei mehr als 90%.

Riester bei mittlerem und höherem Einkommen
Beiträge bis zu einer jährlichen Höhe von 2.100,- Euro sind während der Ansparphase steuerbefreit. Gegenüber der zu einem späteren Zeitpunkt nachgelagerten Besteuerung erweist sich dies als eine Einsparung, so der Vorsorge-Experte. Dieser Vorteil müsste bei der Berechnung der Renditen mit einfließen.

Niedrigzinsphase verleiht „Riestern“ neuen Schwung

Die Vorsorge-Experten der Deutschen Bank sehen besonders während den Zeiten niedriger Zinsen in den staatlichen Förderungen einen Motor zur privaten Altersvorsorge. Zusätzlich stehen den Sparen mit den Varianten „konservative Versicherung“ und „fondsgebundene Policen“ zwei Bereiche zur Verfügung, die für Sparer die Schwerpunkte besonders hoher Sicherheiten sowie hohe Renditechancen die Wahl belassen.

Zum Rentenbeginn wäre der Kapitalerhalt in jedem Fall garantiert. Eine attraktive Alternative stellte auch das für den Immobilienerwerb ausgelegte Riester-Darlehen mit hohen Renditen dar. Die Riester-Verträge würden auch in der Zukunft ihre Attraktivität behalten.

Das Problem um das „Wissen und Glauben“

Die Deutsche Bank wird als u.a. Anbieter von Riesterversicherungen garantiert die Markteinbrüche „live miterleben“. In der Tat ist die Privatrentenversicherung, ganz besonders die Riester-Variante, in den letzten Monaten ganz heftig unter Beschuss geraten. Die Niedrigzinsen der Märkte waren auch eine der Hauptangriffspunkte gegen die Vorsorgepolicen.

Den Versicherungsgesellschaften können sich mit einer Rentenversicherung in den Märkten nicht uneingeschränkt bewegen und sind dazu verpflichtet, in (vermeintlich) sichere Anlagen zu investieren. Dennoch ist die Auswahl im Kapitalmarkt nicht ausschließlich auf deutsche Staatsanleihen mit derzeit Rekord-Niedrigzinsen beschränkt, sondern weit breiter gefächert, als oft dargestellt wird.

Dennoch scheint die Abkehr von einer privaten Altersvorsorge, trotz Sorge um die Rentenbezüge, kein ausschließlich „deutsches Problem“ zu sein. Nur jeder Vierte sieht in Lebensversicherer als eine vertrauenswürdige Informationsquelle. Zu diesem Ergebnis kommt die Accenture Studie vom 30. Oktober 2012.

Weltweit sorgten sich 82% der Menschen um ihre finanzielle Absicherung im Alter und 89% sehen zum Sparen für das Rentenalter einen akuten Handlungsbedarf. Lediglich 16% sehen in den bestehenden Rücklagen eine ausreichende Deckung für den finanziellen Bedarf im Ruhestand. Obwohl 95% vermuten, dass die für die finanzielle Absicherung Eigeninitiative aufgebracht werden müsste, wissen zwei Drittel nicht, wie viel während der Ansparphase überhaupt zurück gelegt werden müsste, um den gewohnten Lebensstandard im Rentenhalter halten zu können.

Die Studie ergab „speziell für den Deutschen“ eine überdurchschnittlich gute Versorgung, jedoch eine höhere Skepsis gegenüber den Versicherern. Lt. Dr. Markus Wersch, Geschäftsführer des Bereichs Versicherungswirtschaft bei Accenture, bestehe zwar ein noch niemals da gewesener hoher Handlungsbedarf, aber die Angebote von Lebensversicherern werden „nicht immer als glaubwürdig und unvoreingenommen angesehen“.

Stellte man die bestehenden Statistiken zur Rentenversorgung einen Prof. Bosbach für eine Analyse zur Verfügung, stünde die grundlegende Frage einer privaten Vorsorge vollständig auf der Kippe.

970x250