IW-Direktor sieht keine Alternativen zur Rente mit 69

Demografie-


Die Menschen müssen künftig für die Rente bis 69 Jahre arbeiten, mehr Jahresarbeitsstunden leisten und (zwangsläufig) leichter vom Teilzeit- in den Vollzeitjob wechseln können. IW-Direktor Hüther sieht keine Alternativen.

Mehr und länger arbeiten – „Keine Alternative“ in Sicht

Renteneintrittsalter
Rente mit 69 soll bald diskutiert werden

Die Versionen eines Einstiegs in die wohlverdiente Rente erst ab 69 Jahren verfestigen sich. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Hüther, wiederholte beim Demografie-Gipfel die bereits Anfang März 2013 aufgestellte These, dass die Anhebung des Renteneintrittsalters und die Reduzierung der Leistungen unumgänglich seien.

Unterstützung erhält das IW durch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), das sich ebenfalls im März für eine längere Arbeitszeit aussprach, um die „Sicherung des Wohlstandes im Alter“ am Laufen zu halten.

Der demografische Wandel in Deutschland könne lt. IW nur bewältigt werden, wenn die älteren Arbeitnehmer im Berufsleben für eine längere Zeit aktiv blieben, so IW-Chef Hüther zum Handelsblatt (Montagsausgabe). Der Direktor sieht die gegenüber den jüngeren Arbeitnehmern größeren Erfahrungen und das bessere Wissen der älteren Menschen als einen Vorteil an. Um daraus einen Nutzen ziehen zu können, müssten die älteren Arbeitnehmer permanent weiter gebildet werden, und zwar über das gesamte Arbeitsleben, so Hüther.

Bereits heute gebe es schon viel mehr ältere Menschen in den Betrieben, da sich die Einstellung positiv entwickelt hätte und mehr Abstand vom Vorruhestand eingenommen worden wäre. Die Menschen müssten sich jedoch über das gesamte Berufsleben hinweg ihre Arbeitszeit besser einteilen können, so der IW-Direktor. Wer demnächst 40 oder mehr Jahre berufstätig bleibe und erst mit 67 in den Ruhestand wechselte, brauche zeitliche Abschnitte, in denen er seine Arbeiten von zu Hause erledigen könne. Das wäre zum Beispiel für die Betreuung der Kinder relevant.

An die „Rente mit 69“ führte kein Weg vorbei
An die weitere Anhebung werde man trotz aller Maßnahmen nicht herumkommen können, so Hüther. Rente mit 69 müsste sehr bald zu einem Thema werden, damit sich die Menschen früh darauf einstellen könnten. Der IW-Chef rechnete vor, dass mit jedem Jahr, um das das Rentenalter hinausgeschoben werde, sich das Erwerbspersonenpotenzial um rund eine Millionen Menschen erhöhte. Darüber hinaus müsse die jährliche Arbeitszeit mit 1.600 Stunden dem Niveau der Schweiz angenähert werden. Zusätzlich müsse den Arbeitnehmern der gewünschte Wechsel von einer Teilzeit zu einer Vollzeitbeschäftigung erleichtert werden.

Das populäre Jonglieren mit einfachen Zahlen

Die geforderte Anhebung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre ist unmissverständlich. Eine „Annäherung“ der Jahresarbeitszeit auf das Niveau der Schweiz sagt jedoch nicht aus, ob es sich um eine Verringerung der Arbeitszeit oder um mehr Arbeitszeit handelte. Lt. Statista (Arbeitszeit) scheint der Abstand zwischen Schweizer und Deutschem Niveau nicht sehr groß zu sein.

So wäre die Arbeitszeit in Deutschland im Jahr 2009 bei 1.626 Stunden pro Vollzeitbeschäftigten gelegen. Zwischen den Jahren 1999 und 2009 stieg allerdings die Zahl der Teilzeitkräfte in Deutschland um mehr als eine Millionen Menschen an. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten (Mini-Jobber) stieg im gleichen Zeitraum von 1,7 Millionen auf 2,6 Millionen Personen an.

Das massive Ungleichgewicht zu den Jahresarbeitszeiten der einzelnen Beschäftigungs-Gruppen führte offensichtlich zu der relativ geringen gesamten durchschnittlichen Arbeitszeit von 1.407 Stunden pro Jahr und pro Person im Jahr 2010. Im Jahr 2012 lag der Wert lt. sozialpolitik-aktuell (Statistik) bei 1.397 Jahresarbeitsstunden.

Daher verwundert es nicht, dass IW-Direktor beinahe „beiläufig“ forderte, den Weg von Teilzeit zur Vollzeitbeschäftigung zu erleichtern. Denn die augenblickliche Arbeitsmarktsituation stellte den Anforderungen, den Durchschnitt auf 1.600 Stunden nach „Schweizer Modell“ zu erhöhen, vor großen Herausforderungen.

Im Handwerk ist z.B. eine Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden durchaus üblich. Das entspricht rund 1.700 Jahresarbeitsstunden (37,5 Stunden x 52 Wochen, abzgl. 30 Tage Urlaubsanspruch, Feiertage nicht mit eingerechnet). An diesem Punkte wäre dieser Gewerkszweig bereits weit über das Ziel hinaus geschossen.

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