Meidung von Aktien: Deutsche Sparer verzichten auf Milliarden-Renditen

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Den deutschen Sparern entgehen Renditen in zweistelliger Milliardenhöhe, weil sie noch immer auf Sicherheit setzen. Rund ein Viertel des Bargeldvermögens in Wertpapiere gesetzt, hätte in den vergangenen Jahren rund 200 Milliarden Euro mehr Gewinn eingebracht.

Vermögensumverteilung
Sicherheitsbedürfnis oder einfach keine Zeit?

Der deutsche Sparer bezahlt für sein gewohnt bequemes und auf Sicherheit ausgelegtes Anlegen einen Preis in Form von massiven Renditeverzicht in Milliardenhöhe, wie eine Studie der Allianz ergab. Deutsche Sparer sind Aktien-Muffel und damit werden Chancen einfach links liegen gelassen.

Trotz der extrem niedrigen Zinsen horten die Bundesbewohner ihr Barvermögen anteilig zu 40 Prozent auf herkömmliche Konten wie Tagesgeld und Girokonto. Hätten die Sparer dagegen 30 Prozent ihres Vermögens in niedrig verzinsten Anlagen und die anderen 10 Prozent in Investmentfonds und Aktien gesteckt, so hätte lt. der Studie in den vergangenen 4 Jahren eine zusätzliche Rendite von rund 200 Milliarden Euro eingefahren werden können.

Die deutschen Sparer erzielten in den letzten 4 Jahren eine Durchschnittsrendite von 2,3 Prozent. Lediglich die Sparer in Österreich hatten noch ein Stück niedrigere Gewinne. Trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Probleme erzielten die Sparer in Italien und Spanien mehr als 4 Prozent Rendite. Dort setzten die Anleger verstärkt auf die Aktienmärkte.

Die deutschen Privathaushalte vermehrten trotz ihrer vorsichtigen Anlagestrategie ihr Geldvermögen im Jahr 2015 um 4,6 Prozent. Dieser Wert liegt weit über dem Durchschnitt von Westeuropa. Höhere Renditen erzielten die Haushalte in Frankreich, Schweden, Norwegen und Dänemark. Das private Geldvermögen weltweit stieg lt. der Studie auf 155 Billionen Euro an, ein Plus um 4,9 Prozent. In den Jahren zuvor wurden noch höhere Zuwächse erzielt, im Schnitt um 9 Prozent jährlich in den vergangenen 3 Jahren. Die Allianz rechnet mit einem weltweiten Vermögenswachstum von rund 5 Prozent in den kommenden Jahren. Die expansive Geldpolitik der Notenbanken sei der bisherige Antreiber der Aktienwerte gewesen. Dieser Effekt komme nun zum Erliegen.

Die „fetten Jahre“ der großen Gewinne seien vorerst vorbei.

Zinsgewinne – Wertschaffung – Deutscher Arbeitnehmer- Widerspruch

Die Meisten würden die Anlagestrategie der Bundesbürger mit „Sicherheitsbedürfnis“ oder „Gewohnheitstiere“ beschreiben. Nur Wenige kämen auf die Idee, das Sparerverhalten der deutschen Sparer als „zu dumm für schlaues Sparen“ zu bezeichnen, so wie die Springer-Gazette WELT.

Mit der massiv expansiven Geldpolitik der Notenbanken, allen voran die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB), wird nur deutlicher, dass Aktienwerte einen Preis widerspiegeln und nicht den Wert des Unternehmens. Die extreme Geldschwemme in Billionenhöhe spülte in die Finanzmärkte lediglich mehr verfügbares Kapital. Die Preise der Unternehmensanteile zogen entsprechend an. Mit dem Zustand des Unternehmens hat diese Preisentwicklung jedoch wenig gemeinsam.

Geld wird durch die Aufnahme von Krediten erzeugt. Die Banken schöpfen dieses Geld per Knopfdruck aus dem Nichts. Sie verlangen für das aus dem „Zauberhut“ gezogene Geld allerdings Zinsen, welches ebenfalls nur aus Krediten erzeugt, aber nur durch produktive Arbeit „beglichen“ werden kann. Den Vermögen steht eine gleich große Menge von aufgenommenen Schulden gegenüber, plus Zinsen und Zinseszinsen.

Rund 200 Milliarden Euro „entgangene“ Zinsen müssten erst einmal durch produktive Mehrarbeit erschaffen werden. Hierfür stehen die Arbeitnehmer, die dem steil ansteigenden Zinsverlangen lediglich durch Mehrarbeit, höhere Produktivität und Lohnverzicht gerecht werden können.

Hierfür erscheint der Bundesbürger als geradezu predisteniert. Mit dem vermeintlichen Sicherheitsbedürfnis der deutschen Anlegern könnte es sich auch um einen Mangel an Zeit für „aktives Sparen“ in den Wertpapiermärkten handeln.

Die seit Jahrzehnten erzielten und überwiegend nach USA, Großbritannien und Frankreich abgelieferten Exportüberschüsse, die gesteigerte Produktivität sowie das besonders in den ersten Jahren nach 2000 deutlich zurückgefahrene Nettoeinkommen sind ein Beleg dafür, dass die Rolle für die Schaffung von Werten festgeschrieben steht und nicht als „erfolgreicher Sparer“.

Wer seiner Rolle als produktiver Wertschöpfer nicht nachkommen kann, fällt in die „Grundsicherung“ und Hartz-IV samt Knebel und Fußfesseln zurück und muss selber zusehen wie er damit zurecht kommt.


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