Island als Musterbeispiel für Lösung der Bankenkrise

Krisenlösung in Island-

Während Politiker und Wirtschaftsexperten darüber streiten, ob die Entscheidungen innerhalb des Euro Krisenmanagements goldrichtig oder „tödlich“ seien, ging die kleine Nordinsel Island einen völlig eigenen Weg und hat offensichtlich großen Erfolg damit. Bankenrettungen kommen nicht in Frage, dafür stehen die Steuerzahler hoch im Kurs für das Schützenswerte.

Island Krise
Island als Musterland
der Krisenlösungen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hob Islands „überraschenden“ Erfolg hervor, wie die nationale Finanzkrise bisher gemeistert wurde. Islands Geschäftsmodell wurde von einem Kommentar der taz (Freitagsausgabe) als „leuchtendes Beispiel“ beschrieben, welches wohl im gesamten Schulden-Desaster einzigartig sein dürfte.

Island ist eine kleine Insel mit rund 300.000 Einwohnern und kam bezüglich der Schuldenkrise deshalb gesondert in die Schlagzeilen, weil dort die Bankenkrise als Erstes zuschlug.

Die kleine Insel im hohen Norden ging allerdings von Anfang an einen gesonderten Weg. Ganz nach dem Motto „Banken haben sich verwettet, aber die Bürger werden nun gerettet“, ließ die isländische Regierung die maroden Kreditinstitute einfach Pleite gehen.

Viele Maßnahmen wurden offensichtlich vermieden, die innerhalb der Euro-Rettungs-Aktionen täglich hin- und her diskutiert werden. So beschreibt taz, dass keine „Bad Bank“ gegründet wurde, um sämtliche faulen Papiere anderer Banken als Sammeltopf zu übernehmen, sondern es wurden „Good Banks“ gegründet, bzw. beibehalten. Diese soliden Finanzhäuser wurden verstaatlicht und waren von nun an für die Kerngeschäfte zuständig.

Banken, die sich aufgrund hoher Risiken vollständig verspekuliert hatten und letztendlich auf einem Berg toter Papiere und „quicklebendiger“ Schulden saßen, wurden sich selbst überlassen. Kunden die bei diesen Finanzhäusern Geld für hochrentable aber ebenso hochriskante Anlagen hinterlegten, hatten das Nachsehen. Solide Banken boten solide Geldanlagen an und für deren Kundschaft gingen die „Lichter nicht aus“.

Kostenlos ging es für Island auch nicht
Island brauchte Kapital, um sich eine solide Basis nach der „Reset-Situation“ schaffen zu können. Die verstaatlichten Banken hatten zwar ein solides Geschäftsmodell, wurden aber im Verlauf des globalen Finanzcrashs ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und mussten rekapitalisiert werden. Island nahm einen Kredit vom IWF auf und erhielt bilaterale Unterstützung anderer Länder, darunter Skandinavien und Polen.

Inzwischen konnte die kleine Insel einen großen Teil der Finanz-Hilfen wieder zurück zahlen. Dem IWF zahlte Island vorzeitig ein Viertel des Kredits zurück. Staatsanleihen wurden bereits zwei Mal erfolgreich veräußert und die einschlägigen Ratingagenturen haben die Entwicklungen mit Hochstufungen quittiert.

Ist Island für IWF & Co. ein Versuchsprojekt?

Mit Sicherheit könnte das „Modell Island“ als Vorbild für jeden einzelnes EU-Mitgliedsland dienen. Banken die sich selbst in die Misere brachten, sollen auch selbst dafür gerade stehen müssen. Island ließ offenbar die Banken pleite gehen, wie jedes andere Unternehmen auch, welches sich durch Misswirtschaft das eigene Grab schaufelte.

Leider ist es die „Gewohnheit“ der Großbanken, ihre Gewinne gänzlich einzustreichen und die Beträge mit allen Regeln der Buchhalter-Kunst vor dem Fiskus richtig wenig aussehen zu lassen. Verluste werden jedoch zu 100 Prozent ausgewiesen, wenn nicht noch im „Keller nach alten Leichen“ gesucht wird, um diese gleich beizulegen.

Sollte sich die Bank derart verzockt haben, dass ihre Bonität und Geschäftsfähigkeit ernsthaft Bedroht wird, steht die Regierung „Gewehr bei Fuß“ und päppelt die „spielsüchtige“ Institution mit frischen Steuergeldern gesund.

Warum sind Banken so frech? – Weil es die Regierungen mindestens dulden, wenn sie sich nicht sogar dazu verpflichtet „fühlen“, derlei finanzielle Wünsche zu erfüllen.

Innerhalb der Euro-Zone verlieren die einzelnen Regierungen gegenüber ihren Banken immer mehr an Bedeutung. Brüssel und EZB übernehmen Schritt für Schritt das Zepter. Am 06. September wurde der nächste Grundstein gelegt, um die alleinige „Verantwortung“ für die Großbanken innerhalb der Euro-Zone zu übernehmen. Ginge es nach der EZB, würde sie gerne die Kontrolle über alle Finanzinstitute innerhalb der Gemeinschaftswährung an sich reißen, u.a. die dt. Sparkassen und Raiffeisenbanken.

Talentierte Schauspieler?
Gegen diese Pläne der EZB wehren sich Jens Weidmann, der Bundesbank-Chef, und, wenn auch nur „halbherzig“, die Bundesregierung selbst. Verfolgt man die bisherigen Entwicklungen des „Euro-Krisenmanagements“ und parallel dazu die verlauteten Reaktionen aus Berlin, verstärkt sich der Eindruck, als wenn die Proteste der Regierung sowie der Opposition dem einstudierten Marktgeschrei des Gemüsehändlers gleichen.

Die Gegenwehr verliert an Glaubwürdigkeit und Bundeskanzlern Angela Merkel (CDU) muss zusehen, dass sie nicht „plötzlich tot umfällt“ (Aussage Merkel: „Keine Eurobonds, solange ich lebe“. Ende Juni 2012).

Das Island-Muster ist vorbildlich, es gibt nur einen „kleinen“ Unterschied zu den Euro-Mitgliedsländern. Island gehört der Währungsunion schlicht nicht an, sondern hat nach wie vor die „hauseigene“ Währung Isländische Kronen (ISK). Die EZB ist für das Land nicht „zuständig“ und kann deshalb weder Wünsche äußern, noch deren Erfüllungen auf freundlichem Nachdruck einfordern.

Beeindruckend jedoch, dass Island es offensichtlich „irgendwie“ schaffte, sich gegen das „automatisierte Programm“ der IWF zu wehren. Normal erhalten Krisenländer Darlehen gegen strikte Auflagen. Aber Island stand es frei, seinen völlig neuartigen Weg zu gehen. Letztendlich mit sehr großem wirtschaftlichen Erfolg.

„Über Island spricht man nicht“
taz berichtete darüber, die groß diskutierte Frage, ob das Island-Modell auch gegen das Euro-Chaos Verwendung finden könnte, bleibt vollständig aus. Weder die Mainstream-Medien, geschweige die Politik verlieren ein Wort darüber. Gerade als ob u.a. der IWF mit Island ein Versuchsmodell starten wollte, ob die Schuldenprobleme auch anders gelöst werden könnten. Die US-Bank Goldman Sachs müsste ggfs. darauf antworten können. Müsste der Währungsfonds nicht vorher bei Goldman um eine Genehmigung anfragen?

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