EZB fokussiert Unternehmensanleihen – Geht Schießpulver langsam aus?

Euro-Disaster-


Die Europäische Zentralbank (EZB) betätigt sich immer mehr als ein gewöhnlicher Finanzmarktteilnehmer, nur mit dem Unterschied, über eine grenzenlose Liquidität zu verfügen. Nach Staatsanleihen und zweifelhaften Bank-Papieren nimmt die Notenbank nun die Unternehmensanleihen in den Fokus. Das verfügbare Schießpulver neigt sich dem Ende zu.

EZB Frankfurt

Die EZB kratzt das restliche Schießpulver für die finalen Salven zusammen

Die EZB betritt den eigentlich sich durch Angebot und Nachfrage sowie Risiken selbst regulierenden Anleihemarkt und kauft so ziemlich alles auf, was nicht „niet- und nagelfest“ ist. Das anfänglich auf 60 Milliarden Euro pro Monat und inzwischen auf 80 Milliarden Euro angehobene selbst verordnete Budget muss schließlich irgendwo untergebracht werden.

Die Notenbank hat quasi Narrenfreiheit. Sie schöpft Geld aus dem Nichts, per Knopfdruck, geht auf den Markt und wedelt mit dem Geldbündel nur so herum. Die überwiegend maroden Investment-Banken im Euroraum sind von soviel Engagement überaus begeistert. So können die Berge von Leichen im Keller mal richtig ausgemistet werden. Die EZB nimmt was kommt und führt mit ihrer eigenen verabreichten „TÜV-Plakette“ jegliche vernünftig eingeschätzten Risiken ad absurdum.

Am kommenden Donnerstag steht die nächste EZB-Ratssitzung an. Marktbeobachter gehen davon aus, dass EZB-Chef Mario Draghi bereits die Sparte der Unternehmensanleihen stärker in den Mittelpunkt gerückt hat. Von weiteren Veränderungen an den derzeitigen Zinsen gehen die Analysten zwar nicht aus, aber auf eine zumindest „verbale“ Erweiterung der Anleihekäufe auf ein größeres Gebiet, wie F.A.Z. (Dienstag) berichtete.

Die Einschätzungen zu den kommenden EZB-Maßnahmen gehen jedoch weit auseinander. Während Vertreter der Commerzbank einschätzen, dass die EZB Unternehmensanleihen im Rahmen von höchstens 3 Mrd. Euro monatlich ankaufen wird, geht Carsten Brzeski von der ING Diba von einem Ankaufvolumen zwischen 10 bis 20 Milliarden Euro aus. Der Markt der Top-Papiere mit dem Rating „Investment Grade“ unter den Unternehmensanleihen sei jedoch sehr klein, so Brzeski und hat dabei eine Größenordnung von rund 500 Milliarden Euro im Blick.

Marktverzerrungen aufgrund der massiven Käuferbetätigung der EZB seien daher vorprogrammiert. Nach der letzten EZB-Ratssitzung im März kündigte Mario Draghi eine größeres Engagement bei den Unternehmensanleihen an. Seitdem stiegen die Kurse der Anleihen, bei gleichzeitig gefallenen Renditen. Unternehmensanleihen wurden praktisch teurer, werfen aber weniger Gewinne ab.

Steigende Preise bei fallendem Einkommen – Fatal

Das bisherige Resultat im „Kampf für mehr Inflation“ kann besonders gut in Griechenland und weiteren Euro-Südländern beobachtet werden. Für kräftig viel Augenwischerei in der Einschätzung der Entwicklung der Verbraucherpreise sorgen die äußerst niedrigen Energiepreise. Aber nach dem Herausrechnen der Kostenentwicklung für Öl, Benzin, Gas und Co. sieht die Preisentwicklung schon ganz anders aus. Besonders wenn der Fokus auf Lebensmittel gerichtet wird. Fatal ist, wenn die Preise ansteigen, aber das Einkommen aufgrund einer stagnierenden Wirtschaft sinkt. Für die Bevölkerung eine Katastrophe und genau das passiert u.a. in Griechenland.


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